
US-Zölle: Rund 100'000 Beschäftigte in der Schweiz betroffen
Das Wichtigste in Kürze:
- US-Zölle von 39 Prozent belasten Schweizer Exporte seit dem 7. August stark.
- Rund 100'000 Beschäftigte sind direkt betroffen, vor allem in der Uhren-, Maschinen- und Nahrungsmittelindustrie.
- Die Folgen könnten noch grösser sein, da auch Zulieferer und Dienstleister indirekt leiden.
Es war eine Hiobsbotschaft für die Schweiz, ausgerechnet am Nationalfeiertag. Die USA verkündeten, dass Schweizer Exporte ab dem 7. August mit einem Zollsatz von 39 Prozent belastet werden. Ausgenommen bleiben vorerst Pharmaprodukte, wobei die US-Regierung bereits angekündigt hat, dass künftig auch Medikamente mit hohen Zöllen belegt werden könnten. Mit dem exorbitanten und ungerechtfertigten Zollsatz von 39 Prozent steht die Schweiz aktuell deutlich schlechter da als viele andere Länder. Güter aus der Schweiz werden in den USA deutlich stärker belastet als Güter von anderen US-Handelspartnern. Dies ist ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Exportindustrie.
Rund 100'000 Beschäftigte sind direkt von den Zöllen betroffen
Um abzuschätzen, wie viele Beschäftigte in einer Branche direkt von den US-Zöllen betroffen sind, haben wir analysiert, wie hoch der Anteil der USA an den gesamten Exporten einer Branche ist. Damit lässt sich zumindest grob abschätzen, wie viele Beschäftigte in einer Branche für die Produktion von Gütern eingesetzt werden, die in die USA exportiert werden. Gesamthaft sind rund 100'000 Beschäftigte direkt von den US-Zöllen betroffen, davon ein Fünftel in der Uhrenindustrie. Ebenfalls stark exponiert sind die Beschäftigten in der Maschinen- und Metallindustrie sowie Angestellte im Bereich Nahrungsmittel und Tabakerzeugnisse. Würden Zölle auf Medikamente erhoben, dann wären auch zahlreiche Beschäftigte in der Pharmaindustrie direkt betroffen.
Diese Schätzung ist nur die Spitze des Eisbergs
Es gilt festzuhalten, dass die Zahl der Beschäftigten, die von der US-Zollpolitik betroffen sind, noch deutlich höher sein dürfte. Einerseits gehen wir in unserer groben Schätzung davon aus, dass Unternehmen gleich viele Beschäftigte haben, egal ob und wieviel sie exportieren. In der Realität dürften Exportunternehmen im Schnitt aber mehr Beschäftigte haben, weshalb die tatsächliche Zahl der Betroffenen höher liegen wird. Andererseits beschränken wir uns bei der Berechnung auf die Beschäftigen, die direkt von den US-Zöllen betroffen sind. Klar ist aber, dass die negativen Auswirkungen des Wettbewerbsnachteils nicht nur für die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden spürbar sind, welche in die USA exportieren. Unternehmen, die Zulieferer sind für die Exportindustrie, werden indirekt auch von den US-Zöllen betroffen sein. Gleiches gilt für Unternehmen, die Dienstleistungen anbieten, welche auch von Exportunternehmen nachgefragt werden. Beschäftigte in diesen Bereichen werden die Zölle indirekt zu spüren bekommen.
Inwieweit die Zollpolitik der USA zu einem Rückgang der Beschäftigten führen wird, ist aktuell schwierig abzuschätzen. Ein entscheidender Faktor wird sein, wie lange die ungünstige Zollsituation bestehen bleibt. Sollte es der Schweizer Regierung nicht gelingen, die Zölle in geraumer Zeit zumindest auf ein Niveau zu senken, das mit anderen Ländern vergleichbar ist, dann ist mit einer negativen Beschäftigungswirkung zu rechnen, insbesondere in den stark exponierten Industrien. Um die negativen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, ist neben den diplomatischen Anstrengungen zentral, dass die Unternehmen nun rasch und wirksam von bürokratischen und regulatorischen Aufwänden entlastet werden. Es gilt, den Wettbewerbsnachteil in den USA so weit als möglich durch verbesserte Standortbedingungen in der Schweiz zu kompensieren.