Was der Zollhammer für die Schweizer Wirtschaft bedeutet
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Unsicherheit über künftige Zölle dämpft den weltweiten Absatz von Schweizer Produkten.
- Die Zollerhöhungen in den USA betreffen 100‘000 Arbeitsplätze in exportabhängigen Branchen.
- Der Strukturwandel führt zu einer stärkeren Produktion in den Zielmärkten.
Die Schweiz verdient 2 von 5 Franken im Ausland. Ohne eine florierende Exportindustrie wäre die Schweiz also arm wie eine Kirchenmaus. Die Schweiz ist eine kleine, aber extrem erfolgreiche Exportnation. Wir gehören zu den weltweit 20 grössten Exportländern. Was bedeuten nun die Trump’sche Zollpolitik und die 39 Prozent für die Schweiz?
- Erstens klebt die Unsicherheit weiterhin unangenehm an jeder wirtschaftlichen Entscheidung eines Unternehmens. Was bringt die Zukunft? Was ändert sich morgen? Für wie lange gelten die aktuellen Zollsätze in den USA? Die grosse Unsicherheit dämpft die Weltwirtschaft und damit den Absatz und die Nachfrage von Schweizer Produkten und Dienstleistungen in den Weltmärkten, also auch ausserhalb der USA, in Europa, in Lateinamerika und Asien.
- Zweitens steht die Schweiz derzeit geschwächt da. Wenn 39 Prozent Zoll in den USA verlangt werden, dann verlieren viele Unternehmen ihr US-Geschäft oder müssen es drastisch reduzieren. Der wirtschaftliche Schaden hängt entscheidend davon ab, wie lange diese ungerechtfertigten Zölle in Kraft bleiben oder ob gar noch die bisher ausgeklammerten Medikamente einbezogen werden. Gemäss unseren Schätzungen, sind rund 100'000 Arbeitsplätze in der Schweiz direkt von den US-Zöllen betroffen. Besonders exponiert sind die Uhren- und die Maschinenindustrie, Hersteller von Präzisionsinstrumenten oder gewisse Nahrungsmittelproduzenten (insbesondere Schokolade und Käse). Diese Branchen sind stark vom amerikanischen Markt abhängig. Besonders kleinere Unternehmen stehen vor grossen Herausforderungen, wenn der US-Umsatz wegfällt. Diese können nämlich die Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern. Sollten die Zölle langfristig Bestand haben, würde ein Teil dieser direktbetroffenen Stellen abgebaut, ein grosser Teil könnte wohl aber durch Umstrukturierungen und Neuausrichtungen erhalten bleiben.
- Drittens verstärkt die Fragmentierung der Weltmärkte die Tendenz, die Produkte dort herzustellen, wo auch die Nachfrage besteht. Das heisst, in China für den chinesischen Markt, in Europa für den europäischen Markt und in den USA für den US-amerikanischen Markt zu produzieren. Das Modell – Produktion in der Schweiz und weltweiter Export - wird immer weniger die Regel, sondern mehr und mehr zur Ausnahme. Es lohnt sich dort, wo Swiss Made eine entscheidende Rolle spielt. Dies trifft etwa auf die Uhrenindustrie zu. Solange die Rahmenbedingungen in der Schweiz gut sind und der Zugang zu wichtigen Exportmärkten wie der EU oder Japan gewährleistet ist und künftig auch aufstrebende Märkte wie der Mercosur oder Indien dazugehören, wird die Schweiz als Produktionsstandort überleben können. Aber: «Solange die Rahmenbedingungen in der Schweiz gut sind» bedeutet, dass diese in wesentlichen Teilen verbessert werden müssen, um die Verschlechterung im US-Geschäft kompensieren zu können.
Der Zollhammer muss die politische Schweiz aus dem Dornröschenschlaf wecken: Wir müssen dem Wirtschaftsstandort Schweiz Sorge tragen und alles daransetzen, die Standortattraktivität der Schweiz zu stärken. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Wake-up!