Wachstum

Ver­hal­te­nes Wachs­tum unter Po­ten­zi­al

Die wirt­schaft­li­che Lage in den Ex­port­märk­ten hellt sich nur lang­sam auf. Die Ex­port­wirt­schaft lei­det wei­ter­hin unter der ge­dämpf­ten in­ter­na­tio­na­len Nach­fra­ge. Ins­be­son­de­re die Eu­ro­päi­sche Wirt­schaft schwä­chelt. Die Schwei­zer Bin­nen­wirt­schaft hin­ge­gen wächst aber mo­derat. Für 2024 geht eco­no­mie­su­is­se ins­ge­samt von einem Wachs­tum des Schwei­zer Brut­to­in­land­pro­dukts (BIP) von 1,1 Pro­zent aus (un­ver­än­dert). Das Wachs­tum wird sich 2025 leicht be­schleu­ni­gen. Die Nor­ma­li­sie­rung des Ar­beits­mark­tes schrei­tet voran, wobei die Ar­beits­lo­sen­quo­te mit 2,3 Pro­zent (2024) und 2,5 Pro­zent (2025) wei­ter­hin un­ter­durch­schnitt­lich bleibt. Die In­fla­ti­on ver­harrt im Ziel­band der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank.

Die Welt­wirt­schaft wächst nur ge­dämpft. Geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­hei­ten, der Han­dels­kon­flikt zwi­schen den USA und China, die mi­li­tä­ri­schen Kon­flik­te in der Ukrai­ne und im Nahen Osten ver­un­mög­li­chen es, dass der Wachs­tums­pfad so­li­de und nach­hal­tig ist. Be­son­ders in Eu­ro­pa, aber auch in Japan schwä­chelt die Wirt­schaft. China wächst, al­ler­dings we­ni­ger als in der Ver­gan­gen­heit. Hier be­las­tet neben dem Han­dels­kon­flikt vor allem die Im­mo­bi­li­en­kri­se. Dem­ge­gen­über legt die Wirt­schaft in den USA trotz hohen Zin­sen er­staun­lich ro­bust zu. Die Kehr­sei­te ist al­ler­dings, dass die In­fla­ti­on in den USA nicht so rasch auf die Ziel­grös­se von zwei Pro­zent zu­rück­kommt. Die Dienst­leis­tungs­prei­se stei­gen vor allem auf­grund des Lohn­an­stiegs. Ähn­li­ches ist auch in der EU zu be­ob­ach­ten, wenn auch hier die schwa­che Wirt­schafts­ent­wick­lung der letz­ten Quar­ta­le die In­fla­ti­on ra­scher sin­ken liess. Ins­ge­samt sieht sich die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft trotz schwä­che­rem Fran­ken mit einer ver­hal­te­nen in­ter­na­tio­na­len Nach­fra­ge kon­fron­tiert. Ge­ra­de im In­dus­trie­sek­tor hal­ten sich viele Kun­den zu­rück. Die Nach­fra­ge wird zu­sätz­lich da­durch be­las­tet, dass In­dus­trie­un­ter­neh­men in un­si­che­ren Zei­ten ihre La­ger­be­stän­de ab­bau­en, statt neue Vor­leis­tun­gen zu be­stel­len.

Deut­lich we­ni­ger rup­pig geht es in der Bin­nen­wirt­schaft der Schweiz zu. Sie pro­fi­tiert davon, dass die In­fla­ti­on in der Schweiz schon wie­der im Ziel­band der SNB liegt, von mo­dera­ten Zin­sen und von einer tie­fen Ar­beits­lo­sen­quo­te. Der pri­va­te und der öf­fent­li­che Kon­sum un­ter­stüt­zen dies. Trotz des kaum wach­sen­den Bau­haupt­ge­wer­bes ist, die Auf­trags­la­ge im Aus­bau­ge­wer­be deut­lich bes­ser. Vor allem die en­er­ge­ti­schen Sa­nie­run­gen und In­ves­ti­tio­nen in die Ge­bäu­de­tech­nik sor­gen für eine hohe Aus­las­tung der Be­trie­be.

Mehr­heit­lich po­si­ti­ve Aus­sich­ten

Die 2024 er­folg­rei­chen Bran­chen er­war­ten auch für das nächs­te Jahr eine po­si­ti­ve Ent­wick­lung. Die Phar­ma- und die Me­di­zi­nal­gü­ter­in­dus­trie kön­nen sich wei­ter­hin den kon­junk­tu­rel­len Wid­rig­kei­ten mehr­heit­lich ent­zie­hen. Ban­ken und Ver­si­che­run­gen wach­sen in die­sem und nächs­ten Jahr sta­bil. Bran­chen, wel­che stär­ker von der in­ter­na­tio­na­len Nach­fra­ge­schwä­che be­trof­fen waren oder sind, gehen meist davon aus, dass sich die Nach­fra­ge in den kom­men­den Mo­na­ten wie­der etwas er­holt und bli­cken recht zu­ver­sicht­lich ins nächs­te Jahr. Die Nach­fra­ge nach Uhren in China soll­te nach einem schwie­ri­gen ers­ten Quar­tal 2024 wie­der an­stei­gen. Eine Be­ru­hi­gung der Auf­trags­la­ge zeigt sich auch in der In­dus­trie. Der La­ger­ab­bau, der in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten die Nach­fra­ge re­du­ziert hat, kommt zu einem Ende, und es ist davon aus­zu­ge­hen, dass wie­der mehr Be­stel­lun­gen ein­tref­fen. Die der­zeit von der Nach­fra­ge­schwä­che in Eu­ro­pa stark be­las­te­ten Ma­schi­nen- oder Tex­til­in­dus­trie er­rei­chen 2024 den Tief­punkt und hof­fen im nächs­ten Jahr auf eine Rück­kehr zu Wachs­tum.

Bin­nen­sek­to­ren wei­ter­hin sta­bil

Der pri­va­te Kon­sum stützt wei­ter­hin die Kon­junk­tur. Nach den Re­al­lohn­rück­gän­gen der letz­ten zwei Jah­ren wer­den die No­mi­nal­löh­ne in die­sem Jahr stär­ker stei­gen als die In­fla­ti­on. Auch die an­hal­ten­de Zu­wan­de­rung er­höht den Kon­sum. Nach­dem sich der Kon­sum der öf­fent­li­chen Hand nach der Pan­de­mie nor­ma­li­siert hat, wird er in die­sem und im nächs­ten Jahr wie­der­um an­stei­gen. Die an­hal­ten­den Un­si­cher­hei­ten be­las­ten aber das In­ves­ti­ti­ons­ver­hal­ten. So neh­men die Aus­rüs­tungs­in­ves­ti­tio­nen nur leicht zu. Bei den Bau­in­ves­ti­tio­nen setzt sich die Ent­wick­lung fort: Das Bau­haupt­ge­wer­be wird durch lang­wie­ri­ge Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren aus­ge­bremst, so dass we­ni­ger Woh­nun­gen ge­baut wer­den kön­nen. Im­mer­hin legt der Tief­bau zu.

Die Be­schäf­ti­gungs­aus­sich­ten sind ins­ge­samt nach wie vor gut. Es gibt mehr Fir­men, wel­che die die Be­schäf­ti­gun­gen er­hö­hen möch­ten, als sie zu re­du­zie­ren. Die Zahl der of­fe­nen Stel­len hat sich zwar etwas zu­rück­ge­bil­det und die Ar­beits­lo­sen­quo­te ist leicht an­ge­stie­gen. Den­noch hält der Ar­beits­kräf­te­man­gel an. Ins­ge­samt er­war­tet eco­no­mie­su­is­se für die­ses Jahr eine an­hal­tend tiefe Ar­beits­lo­sen­quo­te von 2,3 Pro­zent und eine von 2,5 Pro­zent im nächs­ten Jahr.

Die In­fla­ti­on ist noch nicht be­siegt. In­ter­na­tio­nal wird diese vor allem durch den An­stieg der Dienst­leis­tungs­prei­se be­stimmt, wäh­rend die Gü­ter­prei­se mehr­heit­lich sta­bil sind. Im Ge­gen­satz zu den USA oder der Euro-Zone lie­gen die In­fla­ti­ons­ra­ten in der Schweiz, auch die Kern­in­fla­ti­on, aber in­ner­halb des Ziel­ban­des der SNB. Zwar ist der Zins­gip­fel er­reicht, doch die zähe In­fla­ti­on in den USA und in der Euro-Zone macht star­ke Zins­sen­kun­gen in den nächs­ten Mo­na­ten wenig wahr­schein­lich. Ent­spre­chend wird es wei­ter­hin ein recht gros­ses Zins­dif­fe­ren­zi­al des Fran­kens zum Euro und zum Dol­lar geben. Dies führt dazu, dass der Fran­ken kurz­fris­tig eher zur Schwä­che neigt. Die fun­da­men­ta­len Fak­to­ren wie In­fla­ti­ons­dif­fe­ren­zi­al, Han­dels­bi­lanz­über­schuss und ge­sun­de Ver­schul­dung der Schweiz spre­chen aber für einen stär­ke­ren Fran­ken.

Kon­junk­tur­ri­si­ken und Wachs­tums­hemm­nis­se

Rund ein Fünf­tel der Um­fra­ge­teil­neh­mer nennt die geo­po­li­ti­schen Span­nun­gen als gröss­tes Kon­junk­tur­ri­si­ko (siehe un­ten­ste­hen­de Ta­bel­le). Kun­den­sei­tig droht im Kri­sen­fall eine schwa­che Nach­fra­ge oder eine zu ge­rin­ge In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit. Auch mo­ne­tä­re Fak­to­ren (In­fla­ti­on, stei­gen­de En­er­gie- und Roh­stoff­prei­se, Auf­wer­tung Fran­ken, stei­gen­de Zin­sen) kön­nen die Kon­junk­tur be­las­ten. Das Wachs­tum der Schwei­zer Volks­wirt­schaft wird auch durch in­ter­ne Fak­to­ren ge­bremst: So gibt rund ein Zehn­tel der Um­fra­ge­teil­neh­mer an, dass die (Über-) Re­gu­lie­rung das Wachs­tum ihrer Firma re­strin­giert. Auch der an­hal­ten­de Ar­beits­kräf­te­man­gel ist ein län­ger­fris­ti­ges Hemm­nis.

Kon­junk­tur­ri­si­ko

Pro­zent Nen­nun­gen

Geo­po­li­ti­sche Span­nun­gen

20%

Schwa­che Nach­fra­ge

19%

(Über-)Re­gu­lie­rung

9%

En­er­gie- und Roh­stoff­prei­se

9%

Ar­beits­kräf­te­man­gel

7%

Wech­sel­kurs

6%

In­fla­ti­on

5%

Ge­rin­ge In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit

5%

Aus­län­di­sche Kon­kur­renz

5%

Stei­gen­de Zin­sen

4%

Quel­le: Um­fra­ge eco­no­mie­su­is­se Mai 2024, n=477

 

Pro­gno­sen Volks­wirt­schaft­li­che Ge­samt­rech­nung                                                                      

Ver­än­de­rung ge­gen­über Vor­jahr (%)          

 

2021

2022

2023

2024P

2025P

Brut­to­in­land­pro­dukt, real

5.4

2.7

0.7

1.1

1.4

Pri­va­ter Kon­sum

1.8

4.2

2.1

1.5

1.6

Öf­fent­li­cher Kon­sum

3.3

-0.8

-2.0

0.6

0.8

Bau­in­ves­ti­tio­nen

-3.1

-5.5

-2.0

0.0

0.2

Aus­rüs­tungs­in­ves­ti­tio­nen

6.0

4.6

-1.1

2.2

2.0

           

Ex­por­te (Total)1

12.6

4.5

2.0

1.9

2.5

Im­por­te (Total)1

5.9

5.9

4.5

2.4

2.6

           

1Ohne nicht mo­ne­tä­res Gold und Wert­sa­chen

 

       

 

 

Pro­gno­sen Prei­se und Ar­beits­markt

In­fla­ti­ons­ra­te

0.6

2.8

2.2

1.7

1.4

Ar­beits­lo­sen­quo­te

3.0

2.2

2.0

2.3

2.5

 

 

Exo­ge­ne An­nah­men*

   
 

2024

2025

Wech­sel­kurs CHF/Euro

0.97

0.92

Wech­sel­kurs CHF/$

0.90

0.85

Öl­preis in $

85

85

Wachs­tums­ra­te U.S.

2.6

1.6

Wachs­tums­ra­te Euro-Zone

0.7

1.4

Wachs­tums­ra­te China

4.5

4.2

Kurz­fris­ti­ge Zin­sen

1.6

1.5

Ren­di­te Bun­des­ob­li­ga­tio­nen

1.0

1.0

     

* In­put­grös­sen für die Schät­zung der Kon­junk­tur­pro­gno­sen