
Schweiz-Ägypten: Schritte zu Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Schweiz und Ägypten sind wichtige Wirtschaftspartner. Aus diesem Grund wurde zum ersten Mal eine Gemischte Wirtschaftskommission durchgeführt.
- Regierungs- und Wirtschaftsvertreter behandelten Fragen zur Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen. Unter der Leitung von Botschafterin Andrea Rauber Saxer wurden sowohl Strukturreformen als auch konkrete Massnahmen zur Verbesserung bei Handel und Direktinvestitionen angesprochen.
- Ägypten unternimmt gegenwärtig makroökonomische Reformen und will attraktiver für ausländische Direktinvestitionen werden – auch aus der Schweiz.
Ägypten ist der zweitwichtigste Wirtschaftspartner der Schweiz auf dem afrikanischen Kontinent, nach Südafrika. Das Land hat eine Bevölkerung von über 100 Millionen Menschen und ist – Gold ausgenommen - der wichtigste Schweizer Absatzmarkt in Afrika.
Ägypten hat wirtschaftlich turbulente Zeiten hinter sich. Dank der Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IMF) konnte die Inflation von über 30 Prozent im Jahr 2023, auf 12 Prozent im letzten Februar gesenkt werden – ebenso wurden die Staatsschulden signifikant reduziert. Die ägyptischen Regierungsvertreter betonten in der Gemischten Wirtschaftskommission denn auch die Bedeutung der höheren Währungsreserven zur Stabilisierung der eigenen Währung. Ebenso hat das Land Strukturreformen zur Stärkung des Privatsektors eingeleitet – dringend notwendig nach einer Phase überdehnter Staatsunternehmen. Und es strebt weitere Privatisierungen an.
Potenzial der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen nicht voll ausgeschöpft
Rund hundert Schweizer Unternehmen sind in Ägypten aktiv. Seit 2008 ist ein Freihandelsabkommen im Rahmen der EFTA in Kraft, ebenso bestehen ein bilaterales Investitionsschutz- sowie ein Doppelbesteuerungsabkommen.
Angesichts des Schweizer Exportvolumens von 1.2 Milliarden Franken (2024), wird das Potenzial der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen trotz dieser Instrumente nicht voll ausgeschöpft. Grosse Wachstumschancen existieren bei Nahrungsmitteln, im Gesundheitsbereich, bei erneuerbaren Energien, Infrastrukturen und auch bei Textilien.
Damit das Potenzial auch tatsächlich genutzt werden kann, wurden an der ersten Gemischten Wirtschaftskommission konkrete Massnahmen angesprochen: So würde der Beitritt Ägyptens zur revidierten PEM-Konvention die Ursprungsnachweise - wichtig für den Handel mit Industrieprodukten wie Textilien - stark vereinfachen. Die Regierungsvertreter Ägyptens haben den Beitritt zur revidierten PEM-Konvention per Ende 2025 in Aussicht gestellt.
Ebenso würden eine engere Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich, die Verbesserung des Schutzes Geistigen Eigentums, Massnahmen gegen Produktfälschungen sowie die Weiterentwicklung des Freihandelsabkommens bei Nahrungsmitteln beiden Seiten Handelsvorteile bringen.
Wichtige Schweizer Direktinvestitionen
Für Ägypten sind Schweizer Direktinvestitionen sehr wichtig, deren Bestand rund 1.2 Milliarden Franken mit 16'000 Mitarbeitenden beträgt. Besonders für die Schweizer Direktinvestitionen der Pharma- und Chemieunternehmen sehen die ägyptischen Regierungsvertreter ein weiterhin grosses Potenzial. Die Schweizer Wirtschaftsvertreter wiesen in diesem Zusammenhang auf Möglichkeiten der engeren Zusammenarbeit hin. Der Kampf gegen Produktefälschungen und Vereinfachungen bei der Medikamentenzulassung gehören hier dazu.
Langfristig weist Ägypten interessante strategische Möglichkeiten auf: Je besser die kontinentale Freihandelszone in ganz Afrika mit 54 Staaten und über 1.4 Milliarden Menschen auch umgesetzt wird, desto interessanter wird Ägypten als Hub für Handel und Produktion.