Brücke in Brasilien

Schwei­zer Un­ter­neh­men for­dern bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen in Bra­si­li­en

An der Sit­zung der ge­misch­ten Wirt­schafts­kom­mis­si­on Schweiz-Bra­si­li­en wur­den zen­tra­le An­lie­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men in Bra­si­li­en be­han­delt. Im Vor­der­grund stan­den steu­er­li­che The­men und Fra­gen der Pa­ten­tie­rung von Phar­ma­pro­duk­ten. An ge­misch­ten Wirt­schafts­kom­mis­sio­nen wer­den Pro­ble­me auf­ge­bracht und Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der je­wei­li­gen bi­la­te­ra­len Wirt­schafts­be­zie­hun­gen auf­ge­gleist. Sie sind daher für die Un­ter­neh­men ein wich­ti­ges In­stru­ment der schwei­ze­ri­schen Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik.

​Bra­si­li­en ist ein wich­ti­ger Han­dels­part­ner und Stand­ort für viele Schwei­zer Un­ter­neh­men – zum Teil seit 80 und mehr Jah­ren. Über die Jahr­zehn­te konn­ten da­durch in Schlüs­sel­be­rei­chen wie Phar­ma, Elek­tro­tech­nik oder im Trans­port­we­sen füh­ren­de Markt­stel­lun­gen er­reicht wer­den.

Trotz die­ser aus­ge­zeich­ne­ten Wirt­schafts­be­zie­hun­gen sind in jüngs­ter Zeit Pro­ble­me ent­stan­den. So hat das bra­si­lia­ni­sche Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um die Schweiz vor zwei Jah­ren zu­erst auf eine schwar­ze Liste der Steu­er­pa­ra­die­se ge­setzt und kurz dar­auf wie­der davon sus­pen­diert. Eine end­gül­ti­ge Be­rei­ni­gung der An­ge­le­gen­heit ist aber noch nicht er­folgt. Dies soll­te nun im In­ter­es­se so­wohl der schwei­ze­ri­schen als auch bra­si­lia­ni­schen Un­ter­neh­men er­fol­gen. Nächs­te Schrit­te in diese Rich­tung zeich­nen sich be­reits im kom­men­den Ok­to­ber ab, wenn sich Ver­tre­ter bei­der Fi­nanz­mi­nis­te­ri­en tref­fen wer­den.

Das Glei­che gilt für den Ex­port von Schwei­zer Uhren. Wegen ex­or­bi­tan­ter Lu­xus­steu­ern kau­fen die bra­si­lia­ni­schen Kon­su­men­ten ihre Schwei­zer Uhren im Aus­land ein. Trotz sei­ner Grös­se ist der bra­si­lia­ni­sche Markt des­halb nur auf dem 34. Rang der Ziel­län­der von Schwei­zer Uh­ren­ex­por­ten. Dem bra­si­lia­ni­schen Staat ent­ge­hen da­durch Steu­er­ein­nah­men und dem De­tail­han­del vor Ort wert­vol­le Ar­beits­plät­ze. Eine Ver­bes­se­rung beim Markt­zu­gang für Schwei­zer Uh­ren­ex­por­te zeich­net sich dank der ge­plan­ten Zoll­be­frei­ung von tem­po­rär ein­ge­führ­ten Mus­ter­kol­lek­tio­nen ab.

Bei der Pa­ten­tie­rung von Me­di­ka­men­ten hat Bra­si­li­en ein welt­weit ein­ma­li­ges Ver­wal­tungs­ver­fah­ren in­stal­liert, was aus Sicht der vor Ort tä­ti­gen Phar­ma­fir­men ein gra­vie­ren­des Er­schwer­nis dar­stellt. Die Schwei­zer Phar­ma­un­ter­neh­men sind an­ge­sichts ihrer füh­ren­den Markt­po­si­ti­on von die­ser Ver­schlech­te­rung der Rechts­si­cher­heit be­son­ders be­trof­fen. Auch der Ver­band der bra­si­lia­ni­schen Phar­ma­in­dus­trie ver­langt Ver­bes­se­run­gen.

Die As­se­ku­ranz sieht sich mit Schrit­ten des Staa­tes zur Stär­kung staat­li­cher und lo­ka­ler Ver­si­che­rer kon­kur­ren­ziert. Durch die Dis­kri­mi­nie­rung pri­va­ter und aus­län­di­scher Ver­si­che­rer wird die Mo­der­ni­sie­rung des bra­si­lia­ni­schen Ver­si­che­rungs­mark­tes ver­un­mög­licht.

Ein Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz mit Bra­si­li­en re­spek­ti­ve dem Mer­co­sur steht nicht auf der Agen­da. Denn die bra­si­lia­ni­sche Re­gie­rung hat die Zölle zum ver­meint­li­chen Schutz der ei­ge­nen, mit er­heb­li­chen Pro­ble­men kämp­fen­den In­dus­trie un­längst er­höht. Zudem liegt die Prio­ri­tät bei den lau­fen­den Ver­hand­lun­gen für ein Ab­kom­men mit der EU. Dies ist an­ge­sichts des enor­men Po­ten­zi­als der schwei­ze­risch-bra­si­lia­ni­schen Wirt­schafts­be­zie­hun­gen be­dau­er­lich: Bra­si­li­en möch­te ver­mehrt Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in High­tech­in­dus­tri­en an­zie­hen. Die Schwei­zer Wirt­schaft wäre als welt­weit siebt­gröss­te Di­rekt­in­ves­to­rin und erst­klas­si­ger High­tech­stand­ort hier­für prä­des­ti­niert – braucht aber in Bra­si­li­en bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen in der Form von Ab­kom­men über Frei­han­del, Dop­pel­be­steue­rung und In­ves­ti­ti­ons­schutz. Die bra­si­lia­ni­sche Seite zeig­te sich im­mer­hin für prag­ma­ti­sche Ver­bes­se­run­gen offen. Zudem sind die Zol­ler­hö­hun­gen auf ma­xi­mal zwei Jahre be­grenzt und müs­sen vor einer Fort­set­zung einer Wir­kungs­ana­ly­se un­ter­zo­gen wer­den. 

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