Berufsbegleitendes Studium: Ein oft ignoriertes Erfolgsmodell
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt
- Kapitel 2 An Fachhochschulen dominiert das Vollzeitstudium
- Kapitel 3 Berufsbegleitendes Studium macht den Unterschied
- Kapitel 4 Richtige Anreize setzen
- Kapitel 5 Fazit: Berufsbegleitende Studiengänge sind zu forcieren
An Fachhochschulen dominiert das Vollzeitstudium
Die Wirtschaft sieht die notwendige Höherqualifizierung aufgrund der zunehmenden Polarisierung vor allem in praxisnahen Ausbildungsprogrammen. Eine Entwicklung hin zur Dominanz des gymnasialen Weges wie in Deutschland oder Frankreich ist in der Schweiz unbedingt zu vermeiden. Ein Ausbau der tertiären Ausbildung sollte vielmehr über die Fachhochschulen auf Basis der Berufsmatura erfolgen. Deren Ausbildungsprogramme sind praxisnaher als die universitären Studiengänge und entsprechen meist dem Bedarf der Wirtschaft besser. Zudem erlauben sie ein höheres Arbeitspensum während des Studiums.
Die Fachhochschulen bieten die meisten Studiengänge sowohl in einem Vollzeit- als auch in einem Teilzeitmodell an. Einige Studiengänge werden auch berufsbegleitend angeboten. Ein Studium in diesem Modell setzt eine studienadäquate Berufstätigkeit voraus. Das Teilzeitmodell hingegen ermöglicht es den Studierenden, neben dem Studium beruflich tätig zu sein, setzt dies aber nicht voraus. Es richtet sich insbesondere an Personen mit familiären oder anderen Verpflichtungen, die ein Studium flexibel absolvieren möchten.
Das berufsbegleitende und Teilzeitstudium entspricht inhaltlich dem Vollzeitstudium. Allerdings verlängert sich die Studiendauer gegenüber dem Vollzeitstudium, das in der Regel sechs Semester umfasst, auf acht Semester. Dadurch verringert sich die Studienbelastung pro Semester.
Praxisintegriertes Bachelor-Studium (PiBS)
Neben dem berufsbegleitenden Studienmodell gibt es das praxisintegrierte Bachelor-Studium (PiBS). In diesem Modell sind die Studierenden ebenfalls berufstätig, wobei ihre Arbeit einen Bezug zum Studienfach hat und sie das erlernte Wissen in der Praxis anwenden können. Die Studierenden arbeiten während der Studienzeit rund 40 Prozent bei einem Partnerbetrieb. Im Unterschied zum berufsbegleitenden Studium sind die Hauptzielgruppe des PiBS’ Maturandinnen und Maturanden mit einer eidgenössischen oder eidgenössisch anerkannten Maturität und Absolventinnen und Absolventen mit einer fachfremden eidgenössischen Berufsmaturität, die sonst vor Studienbeginn ein einjähriges Praktikum absolvieren müssten. Das PiBS wird in MINT-Fächern angeboten. Dieses dossierpolitik geht auf dieses Angebot nicht weiter ein, sondern fokussiert sich auf das klassische berufsbegleitende und Teilzeitstudium an den Fachhochschulen.
Das Vollzeitstudium ist an den Fachhochschulen auf der Bachelorstufe mit rund zwei Dritteln der Studierenden immer noch die dominierende Studienform. Das zeigt die unten stehende Abbildung 2, in der die Anzahl Bachelorstudierende, die in einem Vollzeit- oder einem berufsbegleitenden bzw. Teilzeitstudium an einer Fachhochschule eingeschrieben sind, aufgeführt werden. Bis 2020 wuchs die Zahl sowohl der Vollzeit- als auch der berufsbegleitenden und Teilzeitstudierenden stark. Immerhin erhöhte sich dabei der Anteil der berufsbegleitenden und Teilzeitstudierenden leicht, aber stetig.
Obwohl die Mehrheit der Studierenden in einem Vollzeitstudium eingeschrieben ist, sind die meisten an einer Fachhochschule erwerbstätig. Nur 22 Prozent der Studierenden gehen keiner Erwerbstätigkeit nach. Von den erwerbstätigen Fachhochschulstudierenden haben zudem 52 Prozent einen Beruf, der eine spezielle Ausbildung erfordert. Zum Vergleich: Bei den erwerbstätigen Studierenden an universitären Hochschulen sind es nur 26 Prozent. Dieser Unterschied lässt sich dadurch erklären, dass viele Fachhochschulstudierende bereits eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung vorweisen können (Quelle: Studien- und Lebensbedingungen an den Schweizer Hochschulen - Hauptbericht der Erhebung 2020 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden | Publikation | Bundesamt für Statistik).