Iran

Wirt­schafts­de­le­ga­ti­on im Iran: ein Land in den Start­lö­chern

eco­no­mie­su­is­se be­such­te mit einer 17-köp­fi­gen Wirt­schafts­de­le­ga­ti­on zu­sam­men mit Bot­schaf­te­rin Livia Leu, Lei­te­rin des Leis­tungs­be­reichs Bi­la­te­ra­le Wirt­schafts­be­zie­hun­gen und De­le­gier­te des Bun­des­rats für Han­dels­ver­trä­ge, letz­te Woche den Iran. Neben of­fi­zi­el­len Ge­sprä­chen im Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, im Ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um und im Aus­sen­mi­nis­te­ri­um traf die De­le­ga­ti­on ver­schie­de­ne ira­ni­sche Or­ga­ni­sa­tio­nen und Fir­men­ver­tre­ter.

Der Iran ist auf­grund stren­ger Sank­tio­nen vom in­ter­na­tio­na­len Han­del weit­ge­hend ab­ge­schnit­ten. Als Folge davon hat sich zwi­schen 2007 und 2014 das Han­dels­vo­lu­men zwi­schen der Schweiz und dem Iran von 800 Mil­lio­nen Fran­ken auf 400 Mil­lio­nen Fran­ken hal­biert. Die An­fang April in Lau­sanne ab­ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­rung zur Re­ge­lung des Atom­po­ten­zi­als des Iran bie­tet dem Land nun mög­li­cher­wei­se die Chan­ce für eine Öff­nung. Daher hät­ten so­wohl Zeit­punkt der Reise als auch die De­le­ga­ti­ons­lei­tung nicht bes­ser ge­wählt sein kön­nen. Livia Leu war von 2009 bis 2013 Schwei­zer Bot­schaf­te­rin in Te­he­ran und ver­fügt über ein aus­ge­zeich­ne­tes Netz­werk im Land. Die Schweiz ge­niesst einen aus­ser­or­dent­lich guten Ruf im Iran. Durch den aus­ge­rech­net in Lau­sanne er­ziel­ten Durch­bruch bei den Nu­kle­ar­ver­hand­lun­gen konn­te die­ser noch wei­ter ge­fes­tigt wer­den.

Freund­li­cher Emp­fang der Wirt­schafts­ver­tre­ter bei der Iran-Swit­z­er­land Cham­ber of Com­mer­ce.

Nach­hol­be­darf und enor­mes Po­ten­zi­al
Für Schwei­zer Un­ter­neh­men ist der Iran mit sei­nen fast 80 Mil­lio­nen Ein­woh­nern und rie­si­gen Res­sour­cen ein aus­ser­or­dent­lich span­nen­der Markt, der er­heb­li­ches Po­ten­zi­al birgt. Nicht nur im Öl- und Gas­sek­tor, auch im Trans­port- und Ge­sund­heits­we­sen hat das Land enor­men Mo­der­ni­sie­rungs­be­darf. Ziel des Be­suchs war es aber nicht, mit ge­füll­ten Auf­trags­bü­chern nach Hause zu kom­men. Dafür ist es noch zu früh. Vor­der­grün­di­ges Ziel der Reise war, die Be­dürf­nis­se der ira­ni­schen Wirt­schaft zu son­die­ren, Kon­tak­te zu knüp­fen sowie die Be­son­der­hei­ten und das Po­ten­zi­al des Mark­tes vor Ort zu ana­ly­sie­ren. Der Be­such hat den be­glei­ten­den Wirt­schafts­ver­tre­tern aus di­ver­sen Bran­chen, dar­un­ter die Cle­an­tech-, Phar­ma- und die Fi­nanz­in­dus­trie, die Her­aus­for­de­run­gen ge­zeigt, die es zu meis­tern gilt, wenn ein Schwei­zer Un­ter­neh­men im Iran er­folg­reich tätig sein will.

Be­au­ty-Messe in Te­he­ran mit zahl­rei­chen lo­ka­len Mar­ken.

Dy­na­mi­sche Bin­nen­wirt­schaft
Der Iran ist nicht ein­fach ein lee­rer Markt, der auf das Aus­land war­tet. Wie sich die Teil­neh­men­den der Wirt­schafts­mis­si­on mit ei­ge­nen Augen ver­ge­wis­sern konn­ten, ver­fügt das Land ins­be­son­de­re auf­grund der lan­gen Jahre unter dem in­ter­na­tio­na­len Em­bar­go über eine sehr dy­na­mi­sche Bin­nen­wirt­schaft. Der Iran hat eine star­ke ei­ge­ne Pro­duk­ti­on mit lo­ka­len Mar­ken; als aus­län­di­sches Un­ter­neh­men wird man sich auf harte Kon­kur­renz vor Ort ein­stel­len müs­sen. Über­dies sind so­wohl asia­ti­sche Un­ter­neh­men als auch die USA vor Ort be­reits prä­sent; auch eu­ro­päi­sche Kon­kur­ren­ten sind in den Start­lö­chern. Auf jeden Fall aber ist die Schweiz mit ihren im Iran sehr an­ge­se­he­nen Pro­duk­ten und ihrer hohen Re­pu­ta­ti­on so­wohl in der Ver­wal­tung als auch in der Wirt­schaft sehr gut auf­ge­stellt, um die­sen in­ter­es­san­ten Markt zu er­schlies­sen. Vor­erst gilt es aber noch ab­zu­war­ten, ob im Juni die Sank­tio­nen tat­säch­lich ge­lo­ckert wer­den kön­nen.