Forscher im Labor

​​Studie zeigt: EU-Programme stärken Schweizer Forschung und Wirtschaft​

Das Wichtigste in Kürze: ​​

  • EU-Forschungsprogramme stärken Vernetzung und Innovationskraft von Wissenschaft und Wirtschaft.
  • Hochspezialisierte, exportorientierte KMU profitieren besonders davon.
  • Eine stabile EU-Partnerschaft ist zentral für die Innovationsführerschaft der Schweiz.

​​Internationale Forschungszusammenarbeit ist eine Notwendigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsstärke der Schweiz. Eine aktuelle Studie im Auftrag von scienceindustries, die heute publiziert wurde, zeigt eindrücklich, welchen zentralen Mehrwert die EU-Forschungsprogramme für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz bieten und welche Folgen es hat, wenn der Zugang dazu eingeschränkt ist. ​

Die EU-Programme ermöglichen Schweizer Forschenden und Unternehmen den offenen Zugang zu internationalen Netzwerken und zu innovativen Märkten. Damit stärken sie die Innovationskraft der Hochschulen und die Entwicklung und das Wachstum von Start-ups, Spin-offs, KMU und Grossunternehmen. ​

​Ausgebremst im globalen Wettbewerb ​

​Seit dem Ausschluss der Schweiz aus den EU-Programmen wurde dieser Zugang bis am 1. Januar 2025 stark eingeschränkt. Auch wenn der Bund Übergangs- und Ergänzungsfinanzierungen bereitgestellt hat, konnten diese den Verlust der internationalen Einbindung nicht wettmachen. Schweizer Forschende waren von Leitungsfunktionen in EU-Verbundprojekten ausgeschlossen, mit spürbaren Folgen für ihre internationale Sichtbarkeit, Reputation und Vernetzung. Besonders hart traf es den wissenschaftlichen Nachwuchs: Sie konnten sich nicht mehr in internationalen Projekten profilieren und blieben in entscheidenden Karrieremomenten im Abseits. In der Folge wechselten Forschende und Studierende an Universitäten innerhalb der EU oder entschieden sich gar nicht erst für eine Schweizer Hochschule. ​​

EU-Programme als Sprungbrett für Schweizer Unternehmen ​​

Spin-offs und Start-ups messen der Förderung durch das EIC-Accelerator-Programm zentrale Bedeutung für ihr Wachstum bei. Insbesondere aber hochspezialisierte, exportorientierte KMU, die an der Schwelle zu einer Produkt- oder Prozessinnovation stehen, profitieren von der Unterstützung durch die EU-Programme. Diese eröffnen ihnen den Zugang zu Forschung, internationalen Innovationspartnerschaften und neuen Märkten. Die Bedeutung dieser Programme für die KMU lässt sich auch statistisch untermauern: Im Rahmen des Programms Horizon 2020 flossen knapp ein Viertel der Fördermittel an die Privatwirtschaft, davon 15.4 Prozent an KMU und 8.7 Prozent an grössere Industrieunternehmen. ​

​Auch grosse Unternehmen profitieren von den EU-Programmen zur Weiterentwicklung ihrer Produkte und Prozesse. Im Fokus stehen dabei konkrete Innovationsprojekte mit internationalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Einbindung in internationale Wissens- und Wertschöpfungsketten. Grössere Unternehmen betonen zudem die Bedeutung des Ökosystems kleinerer Firmen rund um sie herum. Gerade diese kleineren Unternehmen können risikoreiche Innovationen häufig nur mit öffentlichen Fördermitteln realisieren. ​​

Politischer Handlungsbedarf für stabile Rahmenbedingungen ​

​Obwohl seit Januar 2025 eine Übergangsregelung gilt und mit der Paraphierung des EU-Programmabkommens am 2. April 2025 ein wichtiger Meilenstein erzielt wurde, bestehen weiterhin rechtliche und planerische Unsicherheiten. Diese hemmen das Engagement vieler Unternehmen, sich an neuen Projekten zu beteiligen. Für Forschung und Entwicklung braucht es jedoch stabile Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. ​

​Jetzt ist die Politik gefordert, die Grundlagen für eine nachhaltige Lösung zu schaffen. Damit die Schweiz ihre Spitzenposition als führende Innovationsnation behaupten kann, braucht es eine stabile und vertraglich geregelte Partnerschaft mit der EU. Die Bilateralen III eröffnen die Möglichkeit, die Forschungszusammenarbeit dauerhaft zu verankern, eine Gelegenheit, die nicht ungenutzt bleiben darf.​ ​

 

​​Fallbeispiel KMU ID Quantique ​

​ID Quantique ist ein international tätiges KMU mit rund 100 Mitarbeitenden und Hauptsitz in Genf. Das Unternehmen hat sich auf Quantentechnologielösungen für Cybersicherheit und Forschung spezialisiert. Als Partner im EU-Forschungsprojekt Open Quantum Key Distribution (OPENQKD), das mit 15 Millionen Euro gefördert wurde, arbeitete ID Quantique eng mit der Universität Genf und weiteren Institutionen an der Forschung und Entwicklung sicherer Quanten-Kommunikationsnetze. Die eingeschränkte Beteiligung der Schweiz an den EU-Programmen hatte für das Unternehmen spürbare Folgen: ​

  • ​Die Firma verlor Fördermitteln für zwei Forschungsmitarbeitende. Die Anstellung über Schweizer Instrumente war nicht möglich.
  • ​Die Einflussnahme auf die Entwicklung von EU-Forschungsprogrammen und die Politikentwicklung der Generaldirektion der EU-Kommission ist weggefallen.
  • ​Der Zugang zu öffentlichen Märkten in der EU erschwerte sich deutlich. ​​

Was das Unternehmen in der Schweiz hält, sind seine qualifizierten Mitarbeitenden sowie enge Partnerschaften mit der Universität Genf, der EPFL und Fachhochschulen. ​