
Bilaterale: Fundament unseres wirtschaftlichen Erfolgs
Das Wichtigste in Kürze:
- Die bilateralen Verträge mit der Europäischen Union (EU) haben einen positiven Effekt auf unseren Wohlstand.
- Eine neue Studie von Ecoplan zeigt: Bei einem Wegfall der Bilateralen müsste die Schweiz mit deutlichen Einbussen beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) rechnen.
- Aus Sicht von economiesuisse stellt der in der Studie geschätzte BIP-Rückgang eine konservative Schätzung dar. Der wirtschaftliche Nutzen des Vertragspakets dürfte höher liegen.
Die bilateralen Abkommen mit der Europäischen Union (EU) tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz bei. Sie bauen Handelshemmnisse ab, erleichtern den Marktzugang, verbessern die Kooperation und fördern die Forschungszusammenarbeit. Ein stabiles Verhältnis zu unseren Nachbarn erhöht die Planungssicherheit, begünstigt Investitionen und sichert den unbürokratischen Zugang zu ausländischen Arbeitskräften. Diese positiven Effekte auf die wirtschaftliche Entwicklung wurden bereits in früheren Studien u.a. von Ecoplan (2015) und BAK Economics (2015, 2020) nachgewiesen. Im Rahmen der Vernehmlassung zum neuen bilateralen Vertragspaket zwischen der Schweiz und der EU wurde kürzlich eine Aktualisierung der Ecoplan-Studie veröffentlicht.
Wegfall der Bilateralen bedeutet Wohlstandsverlust
Die Ergebnisse bekräftigen, was bereits frühere Modellrechnungen zeigten: Die bilateralen Abkommen mit der EU haben einen hohen wirtschaftlichen Nutzen für die Schweiz. Ein Wegfall der Bilateralen I und eine Rückstufung bei EU-Programmen für Forschung und Innovation würde zur Folge haben, dass die Schweizer Wirtschaftsleistung bemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2045 um 4.9 Prozent tiefer ausfallen würde. Pro Kopf der Bevölkerung entspricht dies einem Rückgang von rund 2'500 Schweizer Franken, ebenfalls im Jahr 2045 und unter Einbezug eines geringeren Bevölkerungswachstums aufgrund der tieferen Nettozuwanderung.
Neues Vertragspaket: Nutzen der Bilateralen auch in Zukunft realisieren
Die bestehenden Abkommen sind heute nicht dynamisch. Das hat zur Folge, dass seit einigen Jahren eine Erosion stattfindet. Aufgrund der fehlenden Aktualisierung entstehen neue Handelshemmnisse. Der Marktzugang wird erschwert und verteuert. Obwohl die Verträge nicht wegfallen, nimmt ihr Nutzen auf diese Weise laufend ab. Das neue Vertragspaket würde dies verhindern und damit begünstigen, dass der von Ecoplan berechnete Nutzen langfristig tatsächlich auch realisiert werden kann. Zudem sollen neue Abkommen weitere Verbesserungen für die Schweiz bringen, zum Beispiel in den Bereichen Strom und Lebensmittelsicherheit. Das Stromabkommen allein würde gemäss einer neuen Studie zu tieferen Strompreisen und einem um 0.5 Prozent höheren BIP im Jahr 2050 führen.
Wirtschaftlicher Nutzen dürfte höher liegen als geschätzt
Aus Sicht von economiesuisse stellt der BIP-Rückgang von 4.9 Prozent im Jahr 2045 ohne Verträge eine konservative Schätzung dar. Der wirtschaftliche Nutzen des Vertragspakets dürfte in der Tat insbesondere aus zwei Gründen höher liegen.
- Erstens umfasst die Studie nur einen Teil des Vertragspakets. Weitere Bereiche, wie zum Beispiel die Assoziierung bei Schengen/Dublin oder ein weiterer Abbau von Handelshemmnissen im Lebensmittelbereich, sind in den Berechnungen nicht berücksichtigt worden.
- Zweitens sind die isolierten Effekte für die einzelnen Abkommen aufsummiert grösser als der ausgewiesene Gesamteffekt. Das heisst, dass der systemische Nutzen unserer Ansicht nach unterschätzt wird. Die einzelnen Abkommen beeinflussen sich gegenseitig positiv. So dürfte als Beispiel der Nutzen der Forschungszusammenarbeit grösser sein, wenn gleichzeitig eine Stabilisierung in anderen Bereichen Rechtssicherheit und einen hindernisfreien Marktzugang gewährleistet sowie wenn der unbürokratische Zugang zu Fachkräften aus Europa gesichert ist.
Schliesslich gilt es festzuhalten, dass die Abkommen eine höhere wirtschaftliche Dynamik auslösen, d.h. ein höheres BIP-Wachstum. Dieser Effekt ist nicht einmalig im Jahr 2045, sondern wächst über die Zeit. Die Abkommen werden schon in den Jahren vor 2045 einen Nutzen entfalten und die Wirtschaftsleistung auch nach 2045 positiv beeinflussen. Die Auswirkungen pro Kopf, d.h. die 2'500 CHF pro Person im Jahr 2045, sind kein einmaliger Effekt. Schon vorher würde ohne Vertragspaket der Wohlstand jedes Jahr tiefer ausfallen, gleiches gilt auch für die Zeit nach 2045.