Au­to­ma­ti­scher In­for­ma­ti­ons­aus­tausch: wenig Be­geis­te­rung, aber hohe Not­wen­dig­keit

Will die Schweiz als Stand­ort at­trak­tiv blei­ben, muss sie ihre Re­ge­lun­gen mit­un­ter den in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen an­pas­sen. Dass dies nicht immer mit Be­geis­te­rung ge­schieht, tut der Not­wen­dig­keit kei­nen Ab­bruch. So kommt die Schweiz auch nicht um den in­ter­na­tio­na­len Stan­dard beim Aus­tausch von Fi­nanz­da­ten zu Steu­er­zwe­cken herum.

Am 16. Sep­tem­ber berät der Na­tio­nal­rat unter an­de­rem die Rechts­grund­la­gen für die Ein­füh­rung des au­to­ma­ti­schen In­for­ma­ti­ons­aus­tau­sches mit dem Aus­land. Vor­aus­set­zung dafür sind die Ra­ti­fi­zie­rung des Amts­hil­fe­über­ein­kom­mens von OECD und Eu­ro­pa­rat und der Mul­ti­la­te­ra­len Ver­ein­ba­rung der zu­stän­di­gen Be­hör­den über den au­to­ma­ti­schen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch über Fi­nanz­kon­ten (Mul­ti­la­te­ral Com­pe­tent Aut­ho­ri­ty Agree­ment, kurz MCAA). 

Der au­to­ma­ti­sche In­for­ma­ti­ons­aus­tausch soll in­ter­na­tio­nal ein­heit­lich in Form des im Rah­men der OECD ver­ab­schie­de­ten so­ge­nann­ten «neuen glo­ba­len Stan­dards für den in­ter­na­tio­na­len au­to­ma­ti­schen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch in Steu­er­sa­chen» (AIA-Stan­dard) um­ge­setzt wer­den. Die Schweiz hat mass­geb­lich an der Ent­wick­lung die­ses Stan­dards mit­ge­wirkt. Für die Schweiz wich­ti­ge Prin­zi­pi­en wur­den be­rück­sich­tigt. Für die Um­set­zung der mul­ti­la­te­ra­len Ver­ein­ba­run­gen in der Schweiz braucht es unter an­de­rem ein neues AIA-Ge­setz. Die­ses ist pra­xis­taug­lich aus­ge­fal­len, da die Wirt­schaft bei der Er­ar­bei­tung mit­wir­ken konn­te. Ge­rin­ge An­pas­sun­gen sind je­doch noch nötig.

Rund 100 Län­der haben sich zur Ein­füh­rung des AIA ver­pflich­tet. Dar­un­ter auch die wich­tigs­ten Kon­kur­renz­fi­nanz­plät­ze der Schweiz. Auch die USA wol­len die­sem Schritt län­ger­fris­tig fol­gen. Für den hie­si­gen Fi­nanz­platz ist das Mit­zie­hen der Schweiz über­le­bens­wich­tig. Ein Ab­seits­ste­hen kön­nen wir uns nicht leis­ten. Hohe Ka­pi­tal­ab­flüs­se und wei­te­re schwer­wie­gen­de Sank­tio­nen wären ohne AIA die Folge. So wür­den wir bei­spiels­wei­se die zwei­te Phase des Peer Re­view des Glo­bal Forum der OECD, das die Amts­hil­fe­pra­xis der ein­zel­nen Län­der prüft, nicht be­ste­hen. Lu­xem­burg hat schmerz­lich er­lebt, was das be­deu­tet. 

So wenig Be­geis­te­rung die Ein­füh­rung des au­to­ma­ti­schen In­for­ma­ti­ons­aus­tau­sches aus­lö­sen mag, so un­um­gäng­lich ist sie. Das be­deu­tet al­ler­dings nicht, dass die Schweiz bei der Um­set­zung nicht auf gleich lange Spies­se mit dem Aus­land be­ste­hen und die Si­tua­ti­on lau­fend über­prü­fen soll. Sie muss sich kei­nes­wegs als Mus­ter­schü­le­rin er­wei­sen und soll­te sich bei der Um­set­zung auch an die in­ter­na­tio­nal ge­leb­te Pra­xis hal­ten. Ein Swiss Fi­nish ist nicht nötig.