
Der korrekte Zinsentscheid in turbulenten Zeiten
Das Wichtigste in Kürze:
- Die SNB senkt ihren Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf 0%.
- Sie trifft damit den korrekten Entscheid und verzichtet momentan auf Negativzinsen.
- Die tiefe Inflation ist auf die volatilen Energie-Elemente zurückzuführen.
Der richtige Zinsentscheid
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0%. Sie stellt sich damit den Erwartungen vieler Marktteilnehmern entgegen, welche damit gerechnet hatten, dass erneut Negativzinsen eingeführt werden. Mit einem moderateren Zinsschritt hat die SNB aber die richtige Entscheidung getroffen. Negativzinsen sind im aktuellen Wirtschaftsumfeld nicht angezeigt.
Die neuste Lagebeurteilung der SNB deckt sich zum grössten Teil mit der aktuellen Konjunkturprognose von economiesuisse. Zwar hat die Inflation im letzten Quartal erneut an Dynamik verloren. Im Mai liegen die Preise leicht unter den Vorjahrespreisen (-0.1 Prozent). Der Deflationsdruck ist aber zu weiten Teilen auf tiefere Energie- und Erdölpreise zurückzuführen. Die Kerninflation, in welcher diese Preise ausgeschlossen sind, liegt nahe bei einem Prozent und im Zielbereich der SNB. In einem von hoher handels- und geopolitischer Unsicherheit geprägten Umfeld musste die SNB aber weiteren Abwärtsrisiken bei den Preisen vorbeugen. Dabei hat sie bewusst auf Negativzinsen verzichtet. Ein kleinerer Zinsschritt reicht momentan aus und die Negativzinsen können unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen. Die Begründung des Zinsschritts der Nationalbank ist denn auch gut nachvollziehbar. Aktuell rechnet die SNB im Jahr 2025 mit einer durchschnittlichen Inflation von 0.2 Prozent und Preissteigerungen von unter einem Prozent für die Jahre 2026 und 2027. Im aktuell volatilen Umfeld kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass die Preise zeitweise von dieser Prognose abweichen.
Unsicherheit bleibt bestehen
Das globale Wirtschaftsumfeld ist angesichts der handels- und geopolitischen Konflikte angespannt. Die Unsicherheit bezüglich der Zölle in den USA erschwert die Planung der Unternehmen. Potenziell können etablierte Lieferketten auf den Kopf gestellt werden. Eine Neuorganisation der Beschaffung für Schweizer Unternehmen würde wohl zu mittelfristig höherer importierter Inflation führen. Auch geopolitisch ist die Lage unberechenbar. Zwar haben tiefere Erdölpreise international zuletzt die Preisentwicklung gedämpft, allerdings schnellten sie durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran jüngst in die Höhe. Der Iran ist Teil der OPEC und lag an der siebten Stelle der grössten Ölförderer im Jahr 2024. Ein andauernder Konflikt würde sich inflationär auf die internationalen Preise auswirken. Da in einem solchen Szenario wohl auch der Franken an Stärke zulegen würde, würde die importierte Inflation in der Schweiz im Vergleich zum Ausland weniger ansteigen. Es ist richtig, dass sich die SNB in einem solchen turbulenten Umfeld alle Optionen offen lässt. Negativzinsen werden nicht per se ausgeschlossen, auch hält sie sich für Devisenkäufe bereit.