Volk zu kau­fen?

Die Durch­set­zungs­in­itia­ti­ve ist ge­fähr­lich, weil sie an den Grund­fes­ten un­se­res Rechts­staa­tes rüt­telt. eco­no­mie­su­is­se lehnt diese In­itia­ti­ve ent­schie­den ab: Sie scha­det dem guten Ruf der Schweiz als Land mit hoher Rechts­si­cher­heit und pro­vo­ziert wei­te­res Kon­flikt­po­ten­zi­al mit der EU in den Ver­hand­lun­gen über die Be­gren­zung der Zu­wan­de­rung. Bei­des braucht die Schweiz nicht. Ein­zel­ne Po­li­ti­ker und Jour­na­lis­ten kri­ti­sie­ren nun hef­tig, dass eco­no­mie­su­is­se keine Kam­pa­gne gegen die Durch­set­zungs­in­itia­ti­ve fi­nan­ziert und führt. Die Kri­tik ist un­an­ge­bracht: Wir be­schlies­sen häu­fig Stand­punk­te und Ab­stim­mungs­pa­ro­len, ohne eine Kam­pa­gne zu füh­ren.

Vor allem aber: In den kom­men­den zwölf bis 18 Mo­na­ten wer­den wir un­ge­wöhn­lich viele Kam­pa­gnen zu Vor­la­gen füh­ren, die für un­se­ren Wirt­schafts­stand­ort zen­tral sind. 

Die glei­chen Me­di­en, die uns wegen feh­len­der Kam­pa­gnen­ak­ti­vi­tä­ten kri­ti­sie­ren, soll­ten uns auch die Chan­ce geben, zu kri­ti­sie­ren – und zwar die ge­fähr­li­che Durch­set­zungs­in­itia­ti­ve.

Kommt hinzu, dass die So­zi­al­de­mo­kra­ten be­reits mit dem Re­fe­ren­dum gegen die lau­fen­de Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form dro­hen. Und in­ner­halb der nächs­ten 18 Mo­na­te könn­te eine wei­te­re eu­ro­pa­po­li­ti­sche Ab­stim­mung an­ste­hen.

Ist es nun schlimm, dass immer mehr Grup­pie­run­gen zum In­stru­ment der Volks­in­itia­ti­ve grei­fen? Nein, im Ge­gen­teil: Die Volks­rech­te wer­den von Links, von der Mitte und von Rechts rege ge­nützt. Das ist Aus­druck eines le­ben­di­gen Staats­we­sens. Ab­stim­mungs­kam­pa­gnen sind heute of­fen­bar wich­tig für die par­tei­po­li­ti­sche Pro­fi­lie­rung. Dabei ist die Höhe der ein­ge­setz­ten Mit­tel kein Ga­rant für ein Ab­stim­mungs­re­sul­tat im ge­wünsch­ten Sinne. Das Volk lässt sich nicht kau­fen. Viel wich­ti­ger als Geld sind immer noch über­zeu­gen­de Köpfe, die sich mit guten Ar­gu­men­ten en­ga­gie­ren. 

Die glei­chen Me­di­en, die uns wegen feh­len­der Kam­pa­gnen­ak­ti­vi­tä­ten kri­ti­sie­ren, soll­ten uns auch die Chan­ce geben, zu kri­ti­sie­ren – und zwar die ge­fähr­li­che Durch­set­zungs­in­itia­ti­ve.